Das vierte Seminar auf der Petrine

Die Vorbereitung

 

Monatelang habe ich mich auf dieses Seminar gefreut. "Das wird der Hammer" dachte ich mir ständig- Doch als wirklich nur noch ein paar Tage zwischen mir und dem Segelseminar lagen, bekam ich Angst. "Was, wenn ich seekrank bin?", "Verdammt, ich habe doch Platzangst" bis hin zu "Okay, jetzt habe ich irgendwie doch keinen Bock mehr". Naja, als dann nur noch paar Tage Zeit war las ich dann mal die Packliste und ich stellte fest, ich sollte nicht immer alles auf den letzten Drücker machen. Dinge wie Schlafsack oder Regenhose sind nicht bei mir aufzufinden und für einen Einkauf war es schon zu spät. Lustigerweise war ich einen Tag vor dem Seminar auf einer Hausparty von meinem besten Freund, der mir von seinem Dachboden einen Schlafsack brachte und mir auslieh, nur weil ich bei einer Bierchenplauderei auf das Thema kam, dass ich morgen auf meinem Segelseminar bin und unvorbereitet bin. Wieso ich euch das alles erzähle? Kommt noch.

 

Tag 1 - 6. April 2019

 

Mit guter Laune packte ich meinen Koffer, meinen Rucksack und machte mich um 13 Uhr auf dem Weg zum Kieler Hauptbahnhof. Plötzlich eine WhatsApp Nachricht von Michaele, dem Flüchtling aus Eritrea mit dem ich zusammen anreisen wollte. "Wie gehts dir?" fragte er mich. Verwundert darüber, dass er mich das fragt da ich ihn ja gleich sehe, schrieb ich "Gut, danke, und dir? Wieso fragst du, wir sehen uns doch gleich?". Ich war nicht umsonst verwundert. Denn er fragte mich danach wann ich da bin. Ganz entspannt meinte ich "Um 13:43", bis mir sofort beim Schreiben auffiel:"Verdammt, war es nicht 12:43 Uhr?". Und natürlich war es 12:43 Uhr. Ich bin sonst immer so pünktlich, strukturiert und perfektionistisch, aber was da los war weiß ich auch nicht. Da die Reise nach Stralsund, wo die Petrine war, eine sehr lange Fahrt ist und die Hinreise genaustens vom Vorbereiterteam geplant wurde, kamen wir auch sehr zu spät. Aber halb so schlimm. hab direkt bescheid gegeben und die Petrine sollte eh erst einen Tag später losschwimmen. Aber nochmal auf das Thema Hinreise zurück: es war anstregend. Normalerweise mag ich lange Busfahrten oder lange Zugfahrten, aber fünf Stunden fahrt von Kiel nach Lübeck, dann von Lübeck nach Bad Kleinen, von Bad Kleinen nach Rostock und dann von Rostock nach Stralsund, da war das Umsteigen mit schwerem Koffer echt anstrengend. Vor allem weil man immer den Druck hatte bloß den Anschlusszug zu bekommen, weil man, wenn man ihn verpassen würde, durch diese blöde Verbindung dann erst nachts oder am nächsten Morgen angekommen wäre.

Um 20 Uhr angekommen, verpasste ich die Einführung und das Kennenlernen, konnte aber noch bei kleinen Spielchen mitmachen und die Leute kennen lernen. Bis auf zwei Personen meiner Seminargruppe und zwei, drei Personen die ich vom sehen kannte, kannte ich niemanden. Abends ging es dann in die Kabinen (ich hatte ziemlich Glück, konnte mir eine Dreierkabine zu zweit teilen) und ans Abendbrot. Meine ersten Gedanken waren "Oh mein Gott ist das Segelschiff klein". "Es ist zwar klein aber dennoch habe ich keine Platzangst, cool" und "Coole Truppe, ich freue mich".

 

Tag 2 - 7. April 2019

 

Großes Geschäft möglichst nur an Land. Als ich das gehört habe ist mir die gute Laune vergangen. Auch duschen war etwas, was man lieber an Land tat, wenn man sich die kleine Dusche an Bord mal anschaute. Hat auch niemand dort geduscht in den sechs Tagen. Trotz dieser Nachricht ging es dann direkt los, erst mit Motor ging es aus Stralsund raus und wenig später dann auch ans Segeln. Und das Segeln war echt anstregender als ich dachte. Vor allem hab ich mir das Großsegel ausgesucht, was am anstregendsten war zum Hochziehen. Aber trotz Anstrengung und dem Fakt, dass ich unglaublich schlecht im Knoten lernen bin, war diese Action grandios. Und schon am ersten Tag, als wir im offenen Meer segelten und ich in der Sonne lag, merkte ich, wie wohl und frei man sich fühlt. Ich kann schon mal jetzt sagen, dass ich nicht großartig etwas über das Programm der Vorbereiter sagen werde, weil ich es chronologisch nicht mehr einordnen kann. Aber was ich sagen kann ist, dass die Vorbereiter einen super Job geleistet haben und ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt haben, bei dem sie auch flexibel agieren konnten. Am ersten Abend landeten wir dann am Hafen in Lauterbauch (Auf Rügen). Das coolste und spannendste war auch immer diese Flexibilität jeden Tag, weil wir immer anhand der Windrichtungen spontan entscheiden mussten wo wir am Ende landen wollen und man immer aufgeregt war, wo es als nächstes hingeht.

 

Tag 3 - 8. April 2019

 

In Lauterbach machten wir einen längeren, sehr schönen Spaziergang an Strand, Land und Wald. Bilder dazu gibt es ganz unten. Abends ging es dann nach Kröslin und es bestand das erste mal die Hoffnung, das es doch bitte Duschen geben soll dort. Aber gab es nicht. Aber was ich schon sagen kann: das mit dem Duschen war völlig okay. Es klingt eklig und ungewohnt wenn man sagt, man habe innerhalb einer Woche nur einmal geduscht, aber da einem jeden Tag 24 Stunden lang kalt war und man nicht mal einen Mikroliter geschwitzt hat, hat man auch nicht gestunken. Oder alle an Bord haben gestunken und niemand hat es gemerkt. Wie dem auch sei, das schlimmste für mich war die Kälte. Nachts mit Jacke, Mütze, Schal und Schlafsack zu schlafen und trotzdem zu frieren ist nicht so meins gewesen. Und da habe ich es bereut, dass ich viel zu spät angefangen habe was zu organisieren. Da ist man einmal als organisierter Mensch unorganisiert.. Großer Dank an meinen besten Freund, ohne ihn wären mir wahrscheinlich Eiszapfen gewachsen bei Nacht. Trotzdem muss ich sagen, dass das ein dünner Schlafsack war der für solch ein Segelseminar definitiv nicht warm gehalten hat. Hätte ich mir früher Gedanken gemacht und mir einen guten Schlafsack gekauft, wäre es deutlich angenehmer gewesen.

 

Tag 4 - 9. April 2019

 

Morgens in Kröslin sammelten wir am Strand Müll. Und es war schockierend. Mir war klar dass Müll am Strand ein riesen Problem ist, deshalb beschäftige ich mich auch so viel damit, aber was ich an dem Tag gelernt hab war schockierend. Wieso? Naja, Kröslin war sehr sehr abgelegen auf einer Insel. Dort ist wahrscheinlich auch zu Sommerzeiten nicht viel los. Der Strand war auch wirklich sehr klein. 500 Meter waren das vielleicht. Und was wir dort mit 20 Leuten innerhalb 2 Stunden gefunden haben war grausam. Ich kann leider keine Zahlen mehr aus dem Kopf nennen, aber ich glaube wenn man alles zusammen rechnet kommt man auf fast 1.000 Müllobjekten. Alleine Zigaretten lagen da schon 100. Auch eine Windel haben wir gefunden. Da fragt man sich dann, wie es an größeren Stränden aussieht, wo tausend mal mehr los ist...

Von Kröslin ging es dann nach Kronshagen, wo alle zum ersten mal duschen waren und abends mit bester Laune schlafen gingen. Vor dem schlafen gehen waren zwei Jungs und ich auch noch bei einem Lebensmittelladen, der paar km vom Segelschiff entfernt war. Und jetzt was erstaunliches: ich wurde nicht seekrank. Selbst an einem Tag, wo es stürmisch war und wir auf den Wellen gleiteten wie verrückt, wurde ich nicht seekrank. Doch als ich dann den Lebensmittelladen betritt, und ich in engen Gängen entlang ging und das Wackeln mir anscheinend echt fehlte, wurde den anderen beiden und mir echt schlecht.. Einer musste sogar sofort wieder raus an die frische Luft.

 

Tag 5 - 10. April 2019

 

Heute ging es nach einer netten Diskussionsrunde zum Thema Plastiktüten wieder Richtung Stralsund. Die Besonderheit heute: wir ankerten kurz vor Stralsund mitten im Wasser und schliefen auch dort. Einmalig. Einmalig war übrigens auch das Essen! Neben dem Fakt, dass netterweise an zwei Tagen für mich extra gekocht wurde, weil ich keine Hülsenfrüchte vertrage, gab es Nudeln mit selbstgemachter Pesto, leckeren Eintopf, Kartoffeln mit Spinat und sehr leckeres Frühstück mit mehr Brotauswahl als auf den letzten Seminaren. Und mein Highlight: veganes Mett. Ich gebe zu, ich liebe Mett. Ich esse zwar nicht oft Fleisch, aber gerade sowas (eigentlich ekliges) wie Mett gehört zu meinen Lieblingsdingen die ich auf Brot/Brötchen esse. Und dieses Seminar hat mir gezeigt, wie gut man veganen Mett machen kann. Reiswaffeln zerbröseln, bisschen Wasser rein, Tomatenmark, Zwiebeln, bisschen würzen und fertig! Klingt erst nicht so lecker, aber glaubt mir, ist es. Hab es direkt einen Tag nach dem Seminar ausprobiert und meiner Familie gegeben, die große Fleischesser sind und das erst gar nicht mal probieren wollten. Aber sie waren begeistert. 

 

Tag 6 - 11. April 2019

 

Viel geschah heute nicht. Wir fuhren bis nach Stralsund, räumten auf und verabschiedeten uns und dann ging es auf eine lange Rückreise.

 

Fazit

 

Contra -> Ultra kalt, super schlecht geschlafen // ungewohnte, für mich schlechte Toiletten und Duschsituation // nicht optimale Häfen für Toiletten, Lebensmittelläden // mir war die Stimmung beim Segeln manchmal zu unentspannt, zu streng // Hab meine ganzen Freunde von den davorigen Seminaren echt doll vermisst

 

Pro -> supercoole Leute kennengelernt mit denen ich mich auch privat treffen werde bald // Netter Skipper, nette Teamer // Super vorbereitetes Programm // Action beim Segeln // Momente der Ruhe auf offener See (Als ich da mit zwei Leuten lag und wir dabei Indiemusik gehört haben. das war eines der schönsten Momente)  // Sehr leckeres Essen // viel gelernt 

 

Pro und Contra sind gleichauf, ich würde mal so sagen: für einmal eine sehr interessante Erfahrung, die ich aber wirklich bei einmal lassen werde.

 

SORRY BEI RECHTSCHREIBFEHLERN, ABER KEINE ZEIT ZUM KORRIGIEREN!!!

 

Hier noch ein paar Bilder: 

 

 

 

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